Wo wäre ich jetzt, wenn ich damals…? Vermutlich hast auch du dir diese Frage schon mindestens einmal im Leben gestellt, dir ein perfektes Leben ausgemalt. Hättest du mal mal nur… damals.
In Matt Haigs „Die Mitternachtsbibliothek“ bekommt die Hauptfigur Nora die Möglichkeit, all ihre vermeintlich „falschen Entscheidung“ auf gewisse Weise rückgängig zu machen. Kurz vor zwölf ist es in ihrem Leben im wahrsten Sinne des Wortes. Kein Job, völlig alleine und desillusioniert will sie sich lieber aus dem Leben verabschieden als auch nur einen Tag weiter zu leiden. Doch bevor sie gehen kann, wird ihr die schiere Unbegrenztheit an Möglichkeiten, die endlose Anzahl an Chancen verschiedener Leben aufgezeigt. Nicht nur das: Sie kann wortwörtlich darin eintauchen.
Klingt schräg und unrealistisch? Vermutlich. Matt Haig schafft es auf seine geniale Art, die manchmal unglaublichen, aber dennoch völlig realen Wege aufzuzeigen, die jedes Leben bietet. Und der Autor weiß, wovon er spricht, hat er durch seine eigene Erfahrung selbst sehr drastisch erlebt, wie sich ein Leben ändern kann – in jeder Hinsicht. Darüber zu schreiben ist seine große Kunst, denn wie auch in seinen anderen Romanen fesselt er mit jedem Wort und lässt wahrlich Welten vor den Augen seiner Leser:innen entstehen. Mit der „Mitternachtsbibliothek“ macht er nicht nur Mut, er ERmutigt auch, loszugehen, weiterzumachen. Jeder Weg ist nur eine Aneinanderreihung von einzelnen Schritten. Jeder Schritt ist dafür wichtig und entscheidend.
Für mich war das Buch mehr als eine spannende Lektüre zum Zeitvertreib. Gemeinsam mit Nora, der Hauptfigur des Romans, habe ich natürlich auch über die verschiedenen genutzten und verpassten Chancen meines Lebens nachgedacht und mich dabei etwas mehr entspannt. Jeder Tag bietet eine neue Möglichkeit.
